Das Hochwasser hat das Seenland verschont


von Tageblatt-Redaktion

Die Hoyerswerdaer Feuerwehr befüllte gestern Sandsäcke, um eine Sickerstelle im Deich bei Zeißig zu sichern.
Die Hoyerswerdaer Feuerwehr befüllte gestern Sandsäcke, um eine Sickerstelle im Deich bei Zeißig zu sichern.

In Groß Särchen weiß man, wie das ist, wenn das Wasser über die Ufer tritt, in die Höfe und Häuser eindringt. Doch diesmal gab es die Überflutungsbilder im Fernsehen. Das Schwarzwasser überschwemmte zwar die eine oder andere Wiese, doch keine Häuser. Der neue Umfluter bestand seine große Feuertaufe – auch wenn er praktisch randvoll war. Seit 1967 wohnt Familie Wolf im Flußwinkel und musste schon so manches Hochwasser miterleben. Auch diesmal war Ruth Wolf besorgt, doch am Montagmorgen konnte sie aufatmen: „Die Gärten meiner Nachbarn stehen noch voll unter Wasser und auch ein Teil des Zufahrtsweges zu unserem Grundstück. Wir sind sehr froh, dass in unseren Hof kein Wasser eingedrungen ist. Der Umfluter hat gut funktioniert.“

Die Grundschule war im Gegensatz zur gestrigen TAGEBLATT-Meldung übrigens nicht betroffen. Bei der vollgelaufenen Schule handelte es sich vielmehr um die Mittelschule Lohsa. Hier hatte die Kleine Spree zwar keine sonderlich beängstigenden Wasserstände angenommen, aber es reichte aus, um Wasser über die Regenwasserentwässerung Richtung Mittelschule zu drücken und den Keller zu fluten. Die Schule ist derzeit Baustelle, so dass der Zwischenfall keinerlei Einfluss auf den gestern wieder beginnenden Schulalltag hatte. Doch war der Keller gerade erst frisch geputzt worden. Man muss in den nächsten Tagen entscheiden, wie nun weiter verfahren wird. Künftig soll es das Rückstauproblem übrigens nicht mehr geben. Laut Bürgermeister Udo Witschas wollte der Landkreis als Schulträger diese Schwachstelle im Rahmen der Bauarbeiten ohnehin beseitigen.

In Hoyerswerda war am Vormittag eine Deichdurchfeuchtung am Fuße des Schwarzwasserdammes im Bereich des Zeißiger Sportplatzes festgestellt worden. Einige große Pfützen hatten sich hier schon gebildet. Wie Stefan Urbanski von der Berufsfeuerwehr einschätzte, war dies zwar noch nicht sonderlich gefährlich. Da es sich bei der Stelle aber um den ortschaftzugewandten Damm handelte, befüllte man ab Mittag auf dem Bauhofgelände lieber Sandsäcke, um sie anschließend vor Ort zu verbauen.

Glücklicherweise sank da schon seit Stunden der Schwarzwasserpegel, so dass sich der Druck auf den Damm verringerte. Der Pegel der Schwarzen Elster sank ebenfalls zusehends. In Neuwiese war am automatischen Messpegel Alarmstufe II zwar schon in der Nacht zum Sonntag überschritten worden. Doch zur Stufe 3 fehlten noch fast dreißig Zentimeter Wasserstand. Am besten im Blick hatten den sinkenden Wasserstand wohl die Mitarbeiter der Straßenmeisterei, die gestern das südliche Geländer der Görlitzer Brücke neu strichen – mit Blick auf das Hauptwehr.

Die Spree stieg am gestrigen Nachmittag immer noch an. In Neustadt läuft durch Drainage-Rohre Wasser in zwei Gehöfte. Die Keller werden laut Ortsvorsteher René Piwarz über Pumpen trocken gehalten. Völlig unter Wasser steht die Schutzhütte des Fastnachts- und Traditionsvereins Spreewitz. Gegen den unvollendeten Bau hatte es zeitig Bedenken gegeben, weil er im Überflutungsgebiet steht. In der Gemeinde sind auch einige Radwege gesperrt worden. Wie Gemeindewehrleiter Willfried Wegener sagt, habe man zudem empfohlen, die an der Spree zwischen Spreewitz und Zerre grasenden Kühe vorsorglich lieber in den Stall zu bringen. „Die Lage ist angespannt, aber nicht aussichtslos“, fasst Spreetals Bürgermeister Manfred Heine die Situation auf dem Territorium seiner Gemeinde zusammen.

Im Lausitzer Seenland sorgte das Hochwasser sogar für positive Nachrichten. Dem Vernehmen nach leiteten die Brandenburger 10 Kubikmeter Wasser je Sekunde aus der Schwarzen Elster in den Senftenberger See ein. Bis zu 11 Kubikmeter je Sekunde wurden aus der Schwarzen Elster in den Geierswalder See und von hier zumindest teilweise über den Sornoer Kanal in den Sedlitzer See geleitet, teilte Uwe Steinhuber, Sprecher der LMBV mit.

Dass das Elster-Einlaufbauwerk zwischen Bergen und Brandenburger Tor am Neuwieser See trotz des Hochwassers trocken blieb, begründete Uwe Steinhuber mit dem Schutz der Baustelle des Überleiters 6 (Kanal zum Partwitzer See). Um diese trocken zu halten, dürfe der jetzige Seepegel vorerst nicht sonderlich steigen. Im Normalfall wäre der Zulauf freilich geöffnet worden. Hingegen flossen bis zu 15 Kubikmeter Spree-Wasser je Sekunde in das künftige Speicherbecken Lohsa II. Der Dreiweiberner See konnte immerhin rund 1,5 Kubikmeter/Sek. aus der Kleinen Spree aufnehmen.

Das im Zusammenhang mit dem Hochwasserereignis im Landkreis Bautzen eingerichtete Bürgertelefon 03591/52 51 17 01 7 ist zu den Öffnungszeiten des Bürgeramtes geschaltet:
Mo-Do: 8.30-18 Uhr, Fr. 8.30 Uhr-14 Uhr



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