Die Elster hat ein Schlupfloch


von Tageblatt-Redaktion

Ende September sprudelte Elsterwasser aus diesem Kanaldeckel in der Frentzelstraße in Hoyerswerda.
Ende September sprudelte Elsterwasser aus diesem Kanaldeckel in der Frentzelstraße in Hoyerswerda.

In den letzten Tagen kletterte nach den Niederschlägen die Schwarze Elster auch im Bereich Hoyerswerda hin und wieder mal aus ihrem Bett. Das Wasser floss über das Deichvorland, war aber weit von den hohen Wasserständen Ende September entfernt. Bloß gut.

Sonst hätte es im Bereich des neuen Rathauses und des Johanneums in der Altstadt wieder Probleme mit Wasser geben können. Hier sprudelte es am 28./29. September aus den Regenwassereinläufen und Kontrollschächten heraus, lief aber glücklicherweise durch die Straßeneinläufe und somit zur Kläranlage in Bergen ab. Die konnte das zusätzliche Wasser gut aufnehmen. Statt der üblichen 7 000 Kubikmeter Abwasser, die hier pro Tag eingeleitet werden, waren es am 28. September stolze 23 000 Kubikmeter. Doch am Neuen Rathaus und am Johanneum mussten die Wassermassen von den Einsatzkräften am Eindringen in die Gebäude gehindert werden. Ein paar feuchte Stelle gab es dennoch.

Und dieses Szenario könnte derzeit immer wieder passieren. Denn das in der Frentzelstraße, in der Straße am Lessinghaus, in Teilen der Dillinger Straße und am Pforzheimer Platz anfallende Regenwasser fließt durch eine Leitung im freien Gefälle direkt in die Schwarze Elster. Das Rohr mündet flussabwärts unmittelbar neben der Görlitzer Brücke in die Elster. Das Problem beim letzten Hochwasser war, dass der Wasserstand im Fluss höher stieg als das Straßenniveau in der Frentzelstraße und so das Wasser aus dem Fluss durch die Leitung in Richtung Altstadt drängte.

Bei den Versorgungsbetrieben geriet man ins Grübeln. „Normalerweise haben solche Leitungen eine Rückschlagklappe oder einen Schieber, die eben das verhindern“, erläutert Bernd Holst, Leiter Betrieb bei den VBH. „Doch entweder gibt es so etwas in dieser Leitung nicht, oder das Schutzsystem hat versagt.“

Bislang ging man davon aus, dass die Ende der Siebzigerjahre verlegte Leitung einen Rückstauschutz hat. Dass da was nicht stimmt, fiel nie auf, da der Wasserstand in der Schwarzen Elster im Bereich der Görlitzer Brücke wohl seit zwanzig Jahren nicht mehr so hoch war wie Ende September dieses Jahres. Doch jetzt wollen die VBH Gewissheit haben. „Wir werden den Regenwasserkanal im Rahmen einer Kamerabefahrung untersuchen“, kündigte Bernd Holst an. Auch zwanzig Jahre nach der Wende ist eben noch nicht jeder Meter des etwa 280 Kilometer langen Kanalsystems (Abwasser und Regen zusammen) in der Stadt untersucht.

Ziel ist es, an dieser Stelle einen funktionierenden Rückstauschutz zu haben. Also wird, wenn es einen Schutzmechanismus gibt, dieser repariert, oder aber man baut einen ein. Er muss eben nur automatisch und ohne Hilfs-Energie funktionieren. So wie es bei allen anderen entsprechenden Leitungen auf dem Gebiet der Stadt Hoyerswerda der Fall ist. Davon gibt es einige. In der Spremberger Chaussee und an der Einsteinstraße befinden sich ebenso Pumpwerke wie am Globus-Markt. Die drücken das anfallende Regenwasser in die Schwarze Elster, egal wie hoch deren Wasserstand ist, schildert VBH-Geschäftsführer Steffen Grigas.

Das Pumpwerk in der Schulstraße befördert das Wasser in den dort unterirdisch verlaufenden Kossackgraben und im Industriegelände gibt es ein Pumpwerk, dass die abfließenden Niederschläge weiter ins Schwarzwasser pumpt. Hinzu kommen diverse Einläufe in Gräben oder den Altlauf der Schwarzen Elster in der Altstadt, die ohne Pumpen im freien Gefälle funktionieren.

All das wird Stück für Stück saniert. Beim Regenwasserpumpwerk in der Einsteinstraße sind die Versorgungsbetriebe schon gut vorangekommen. Hier steht nur noch die Sanierung oder der Neubau des Einlaufbauwerks in die Schwarze Elster an. Das soll im nächsten Jahr erledigt werden, wenn die Landestalsperrenverwaltung auch den Elsterdeich zwischen der Bautzener und der Spremberger Brücke saniert. „Wir wurden glücklicherweise frühzeitig mit in die Planungen eingebunden“, sagt Steffen Grigas.

Im Fall des Rohres an der Görlitzer Brücke wird man auch ohne Deichsanierung investieren. Denn ein weiteres Hochwasser in der Höhe vom 29. September wollen die VBH mit dem Rohr ohne Rückschlagschutz nicht erleben.



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