Auf die Plätze, fertig, einkaufen


von Tageblatt-Redaktion

Kaufmann Christian Schmidt und einige seiner Mitarbeiterinnen gestern beim Empfang im neuen Rewe-Markt. Heute ist scharfer Start.  Foto: Gernot Menzel
Kaufmann Christian Schmidt und einige seiner Mitarbeiterinnen gestern beim Empfang im neuen Rewe-Markt. Heute ist scharfer Start. Foto: Gernot Menzel

Von Uwe Schulz

Dienstagmorgen in Hoyerswerda, zehn Minuten vor 8 Uhr auf dem Parkplatz des neuen Einkaufszentrums Altstadt. Eine Landschaftsgärtnerin harkt die von der Krokuswiese übrig gebliebene Fläche zwischen den rund 15 neu gepflanzten Ahorn-Bäumen. Ein Mann schraubt vor dem Rewe-Markt den Papierkorb an, ein kleiner Radlader bugsiert eine Rüttelplatte durch die Gegend. Ein Bauarbeiter fegt nochmals etwas Fugensand in die Pflasterfugen ein. An der Aldi-Rampe liefert ein Lkw Ware an, bei Rewe packen sie Ware aus und die Endreinigung ist im vollen Gange. Der Raureif hat den frischen mahagonifarbenen Rindenmulch in den Pflanzrabatten auf dem Parkplatz überzuckert. Der ist wiederum gut gefüllt mit den Autos von Bauleuten, aber auch ersten Kunden des dm-Drogeriemarktes.

Es ist das erste Geschäft des Einkaufskomplexes, das öffnet. Am Vorabend haben sie hier noch bis 20 Uhr eingeräumt, alles vorbereitet. Filialleiterin Jessica Walter konnte es sich leisten, am ersten Öffnungstag erst um 7.30 Uhr vor Ort zu sein. TeamBesprechung, letzte Einweisungen. Die 15-köpfige Mannschaft kann entspannt sein. Sie wird in den ersten Tagen von anderen Kollegen unterstützt. „Ab Samstag sind wir dann auf uns gestellt“, lächelt die Chefin, ist sich aber sicher, dass das kein Problem sein wird. 12 500 Produkte gibt es hier auf 675 Quadratmetern. Kurz vor 8 Uhr begrüßt sie die ersten zwanzig Kunden, die vor dem Geschäft warten. Und schon geht er los, der erste Handelstag im neuen Drogeriemarkt.

Für rund 5,5 Millionen Euro wurde hier in den letzten Monaten der Einkaufskomplex errichtet, der Aldi, Rewe mit Pieprz-Bäckereifiliale, dm und ein griechisches Restaurant beherbergen wird. Es war eines der umstrittensten Bauvorhaben in der Stadt Hoyerswerda der letzten 20 Jahre. Pläne gab es für die Bebauung des als Zoowiese bekannt gewordenen Areals viele. Meistens waren es Seniorenheime, für die es zwar Bauträger, aber keine Betreiber gab. Das ehrgeizige Vorhaben der Solargarden-City mit interessanter Wohnbebauung scheiterte am Ende an den Kosten, ein Einkaufsmarkt an der Genehmigungslage. Denn sowohl Bebauungsplan als auch das Einzelhandels- und Zentrenkonzept für die Stadt Hoyerswerda vom November 2008 sahen großflächigen Lebensmittelhandel hier nicht vor.

Doch die Rahmenbedingungen wurden so zurechtgebogen, dass am Ende das entstehen konnte, was gestern und heute eröffnet wird. Trotz fachlich-sachlicher Bedenken, trotz Unterschriftenaktion. Das Ergebnis ist und bleibt umstritten. Mancher freut sich über die Einkaufsmöglichkeit, eben vor allem den Drogeriemarkt, andere trauern den schließenden Aldi-Märkten in der Schulstraße und am Globus nach. Der eine findet das Gebäudeensemble potthässlich, der andere schön und vor allem die Holz-Struktur am Rewe angenehm. „Zugebaut“, „Schade um das Filetstück“ aber auch „Endlich ordentliche Parkplätze“ und „Endlich ist die Brache genutzt“ kann man vor Ort hören. Ob es ein Frequenzbringer auch für den Rest der Altstadt oder aber der Todesstoß für die verbliebene Einzelhandelsstruktur wird, ist nach wie vor nicht absehbar. Das gilt auch für die Auswirkungen auf andere Märkte in der Stadt.

Eher unumstritten als gut empfunden werden die Nebenwirkungen des Großvorhabens. So wurden vom Bauträger auch die Parkplätze vor dem Zoo erneuert. Mit dem Bau war als Bedingung verbunden, dass an der Spremberger Straße ein Altenpflegeheim entsteht. Die Diakonie Görlitz-Hoyerswerda stemmt das Vorhaben. Dort wird morgen Richtfest gefeiert. Und auch dass die LebensRäume-Genossenschaft ausgerechnet jetzt ihr neues Mehrfamilienhaus „Altstädter Eck“ errichtet, hat durchaus etwas damit zu tun, dass bauliche Bewegung in diesen Teil der Altstadt kam.

Am Dienstag um 15.30 Uhr öffnen sich auch die Türen des Rewe-Marktes. Allerdings noch nicht für die Kundschaft, sondern zum Empfang für geladene Gäste. Es gibt Sekt und Orangensaft. Stadtbäcker Pieprz hat Kuchen aufgefahren. Es ist aktuell seine achte Filiale, die sechste in Hoyerswerda. Vier Mitarbeiterinnen wurden neu eingestellt.

In diesem Bereich des Komplexes war am 26. Februar dieses Jahres der Grundstein für das gesamte Bauvorhaben gelegt worden. Die Bau- und Witterungsbedingungen waren gut, sodass der damals gesetzte Zieltermin Ende Oktober nun gehalten worden ist. Bei Rewe warten 15 000 Artikel auf 1 450 Quadratmetern Verkaufsfläche auf Kundschaft. Christian Schmidt ist hier für Rewe der selbstständige Kaufmann, der den Markt betreiben wird. Sein 24-köpfiges Team wird im Dreischicht-System arbeiten. Etwa die Hälfte der Mitarbeiterinnen stammt aus Hoyerswerda. Der Chef ist sogar extra hierhergezogen. Von seinem Verkaufsleiter Andy Linde hat er zur Eröffnung ein Glücks-Hufeisen bekommen.

Glück wünscht ihm auch Oberbürgermeister Stefan Skora, der zugleich hofft, dass die Entscheidung für die Investition auf der Zoowiese die richtige für Hoyerswerda, die richtige für die Altstadt war. Der Parkplatz ist jedenfalls proppenvoll. Es gibt die ersten gefährlichen Situationen zwischen Radfahrern und auf den Parkplatz einbiegende Pkw.

Heutiger Mittwoch, 7 Uhr: Auch bei Rewe öffnen sich die Türen für die Kundschaft. Eine Stunde später ist es bei Aldi so weit. Einheitliche Öffnungszeiten gibt es hier ebenso wenig wie im Rest der Altstadt. Aber natürlich gibt es Rabattaktionen. Und bei dm geht man schon ziemlich entspannt den zweiten Tag an, während beim Griechen noch fleißig gebaut wird.



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