„Der Standort war nicht zukunftsträchtig“


von Tageblatt-Redaktion

Priorität Schwarze Pumpe - Manfred Heine vor der SPP-Siliziumfabrik im Industriepark.
Priorität Schwarze Pumpe - Manfred Heine vor der SPP-Siliziumfabrik im Industriepark.

Herr Heine, ein Jahr ist vorbei und wir werden gleich wieder über den Industriepark in Schwarze Pumpe, den Grundwasseranstieg und die Sanierung der Schule sprechen. Fühlen Sie sich manchmal wie im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“?
Ja, und sicher auch ein großer Teil der Bürgerschaft. Beim Grundwasseranstieg zum Beispiel sind wir stets in Beratungen und Diskussionen. Aber wir sind wieder nur ein kleines Stück vorangekommen, zuletzt bei der Trockenlegung von Spreewitz-Ausbau. Die Schwerpunkte Neustadt/Spree und Burgneudorf dagegen sind zwar „angearbeitet“, aber für die Bürgerschaft ist noch nichts sichtbar.

Wenn Sie hier mit dem Grundwasser beginnen, ist es für Sie auch das wichtigste Thema 2011?
Ja, weiß Gott. Es bewegt die Bürgerschaft. Wenn ich Wasser im Keller habe und nicht weiß, wie es weiter- geht, dann liegen die Nerven blank. Ich wünsche niemandem, in so eine Situation zu kommen. Manche Bürger in Zerre zum Beispiel standen förmlich neben sich, wussten weder ein noch aus. Deshalb kann ich die Fragen von Neustädtern und Burgneudorfern nachvollziehen. Leider haben wir eine Lösung 2011 nicht geschafft. Aber wir sind optimistisch, dass wir den Schrank 2012 umschubsen können.

Auf der Wasserkonferenz in Lauta hieß es, der Wasseranstieg werde noch 20 Jahre dauern. Was bedeutet das für Spreetal?
Na ja, wir haben in Zerre mit der Ertüchtigung der Gräben nachweisen können, dass wir das Problem so in den Griff bekommen können. In der Diskussion mit der LMBV hieß es lange, es könne nicht überall solche Flächenlösungen geben und man müsse auch Einzelsicherungen überdenken. Diese Debatte ist eigentlich beendet und die Auffassung herrscht vor, dass überall nur Flächenlösungen in Frage kommen; und dazu auch noch die eine oder andere Einzelhaus-Lösung.
Gefährdet der Wasseranstieg auch irgendwie Ihr Industriegebiet in Schwarze Pumpe?
Wir schauen da genau hin und haben momentan keine Anhaltspunkte dafür, dass wir hier Sorgen bekommen könnten. Aber die Oberflächen sind überall verändert. Über die Hochkippe Burgneudorf zum Beispiel sollten wir mit Argusaugen wachen. Würde hier etwas passieren, wäre es ein Drama.

Im Industriegebiet ist die neue Regenwasserentsorgung fertig. Wie geht es hier weiter?
Die neue Kläranlage, die ABA II, wollen wir Mitte 2012 in Betrieb nehmen. Dann ist die Abwasserproblematik geklärt. Zudem laufen eine ganze Menge Straßenbaumaßnahmen. Viele Straßen aus den 50er und 60er Jahren sind in keinem guten Zustand. In Sachen Elektroversorgung sind wir in scharfen Diskussionen. Zumindest gibt es dabei Zuversicht, dass das Wirtschaftsministerium in Dresden uns auch Gehör schenkt.

Wünschen Sie sich manchmal bei der Entwicklung in Pumpe auch Hilfe von anderen Nachbarn als nur von Spremberg?
Man freut sich an dieser Stelle über jede Unterstützung. Aber momentan hat jede einzelne Gemeinde genügend Sorgen und wünscht sich keine weiteren. Und der Standort ist ein Sorgenpaket. Andererseits würde man nie Nein sagen, wenn sich weitere Partner finden.

Es wäre nur fair, denn vermutlich profitieren von Fortschritten alle Gemeinden der Region…
Das ist korrekt. Unsere Anstrengungen zur Erschließung des Standortes sind ja nicht in erster Linie mit der Hoffnung auf Investoren verbunden. Diese Hoffnung und diesen Wunsch hat man immer. Mit dem, was wir jetzt umsetzen, sichern wir aber das, was am Standort besteht. Was viele nicht nachvollziehen können: Mit der Infrastruktur, die wir hatten, war der Standort nicht zukunftsträchtig.

Und der hat, sagen Sie häufig, auch mit Ihrer Grundschule in Burgneudorf zu tun. Bedeutet?
Arbeit gibt Menschen die Gelegenheit, zu bleiben. Das gibt uns die Zuversicht, für junge Familien mit Kindern attraktiv zu sein. Und damit kommen wir auf die Grundschule. Nachdem wir schon die Mittelschule nicht halten konnten, sah es auch bei der Grundschule kritisch aus. Und weil das so war, war das Land nicht bereit, die Sanierung zu fördern. Mit dem Bemühen, die Schule gemeinsam mit Lohsa zu sichern, sind wir einen großen Schritt weiter. Das hat in Weißkollm mit der Schließung der dortigen Schule natürlich Schmerzen verursacht. Aber in Summe hatten wir gar keine andere Chance. Wären wir diesen Weg nicht gegangen, hätten wir bis auf eine Grundschule alles verloren. So haben wir je eine Grundschule in Burgneudorf und in Groß Särchen sowie die Mittelschule Lohsa.

Wie lange?
Wir haben zum ersten Mal eine verbindliche Zusage über den Schulbestand bis 2022. Das heißt: Ich kann für die Grundschul-Sanierung nun erstmals einen Fördermittelantrag stellen. Es gibt nur einen Streit mit der Rechtsaufsicht. Das Landratsamt sagt, Schwarze Pumpe sei unsere Priorität und wir hätten gar nicht das Geld für die Schule. Aber ich glaube, wir werden auch diese Hürde meistern.

Mit welcher Behörden haben Sie sich 2011 am häufigsten gefetzt?
Das ist nicht das richtige Wort. Wir waren in Streitgesprächen und ich sage immer, ordentlich geführte Streitgespräche sind für beide Seiten von Vorteil. Wir waren förmlich wöchentlich bei Landesdirektion und Wirtschaftsministerium präsent, um Gehör für den Standort Schwarze Pumpe zu finden. Ich glaube schon, dass wir in Dresden mittlerweile gut bekannt sind.

Von Ihren Bürgern gab es 2011 keine größeren Beschwerden?
Ich sehe Sie lächeln. So ganz geräuschlos war es ja nicht. Ich kann nicht verhehlen, dass wir den Streit um den Solarpark Spreewitz hatten. Ich konnte die Bürger hier teilweise verstehen. Das war zunächst mehr als unglücklich und auch ich muss mir dabei einen Vorwurf machen. Ich hatte zwar mit der Abteilung Liegenschaften der LMBV über den Kauf der Flächen für Solar gesprochen. Aber zugleich habe ich es versäumt, mit dem technischen Bereich zu sprechen. Der ist für die Sanierung verantwortlich, hat den Abschlussbetriebsplan umgesetzt und bepflanzt. Wir hatten also alles für Solar vorbereitet und den Regionalplan geändert und die LMBV hat aus ihrer Sicht ihre Aufgabe abgearbeitet. Wir haben uns dann entschieden, die Flächen gegenüber auch noch mit Solar zu belegen. Hier hatten wir Gespräche mit der Bürgerschaft und diese Erweiterung ging dann recht lautlos.

Man lernt also in jedem Jahr auch als Bürgermeister dazu?
Sicher. Es ist ja nicht so, dass wir über den Dingen stehen würden. Man erwischt sich schon, dass man an der einen oder anderen Stelle einen Stockfehler macht und sich sagt: Anders eingestielt wäre es netter gelaufen. Aber so ist das Leben.

Also grüßt auch hier täglich das berühmte Murmeltier?
Ja. Und täglich grüßt das Murmeltier. Das ist korrekt.

Fragen: Mirko Kolodziej



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