Ein Stück Normalität für Flüchtlingskinder


von Tageblatt-Redaktion

Die Kinder und Jugendlichen aus dem Asylbewerbeheim üben beim Karate-Do Hoyerswerda verschiedene Bewegungsformen.
Die Kinder und Jugendlichen aus dem Asylbewerbeheim üben beim Karate-Do Hoyerswerda verschiedene Bewegungsformen.

Von Hagen Linke

Als im Sommer im Asylbewerberheim in der Dillinger Straße junge Bewohner Karate-Vorführungen zeigten, konnte ihr Trainer nicht dabei sein. Mario Adolphs war mit anderen Kindern im Trainingslager. „Mir haben alle gesagt, es soll sehr gut angekommen sein“, erklärt Adolphs. Dass die Kampfkunst so begeistert, ist das Verdienst vieler Menschen. Im Februar, ein paar Tage nach dem Einzug der ersten Flüchtlinge in das Heim, hatte das hiesige Bürgerbündnis „Hoyerswerda hilft mit Herz“, zum Willkommenskaffee eingeladen. Karate-Do-Manager Mario Adolphs verteilte damals Vereinsflyer.

Vor einer Woche konnten sieben Kinder aus dem Asylbewerberheim gelbe Gürtel in Empfang nehmen. Seit einigen Monaten kommen sie dienstags und donnerstags aus der Altstadt in die Neustadt-Turnhalle zum Training. Die Gelbgurte gab es nach einer Leistungsprüfung. Die nächsten Farben werden schon schwieriger, sagt Adolphs. „Sie sind Ansporn weiterzumachen.“ Adolphs hat sich schon früh für die neuen Hoyerswerdaer engagiert. „Das Angebot richtet sich an die Kinder im Heim, denn sie sind es, die unter den schwierigen Bedingungen am meisten leiden.“ Auf seine Initiative hin hatte der 185 000 Mitglieder starke Deutsche Karateverband beschlossen, bundesweit auf finanzielle Beiträge von Asylbewerbern zu verzichten. Die Beiträge vor Ort, aber auch Kosten für Sportkleidung übernehmen Sponsoren. Zudem unterstützen den Karate-Do zwei Männer, die die Kinder mit dem Vereinsbus abholen. „Es sind viele Dinge, die funktionieren müssen. Sonst klappt das nicht.“

Das kann auch Grit Maroske vom Bündnis „Hoyerswerda hilft mit Herz“ bestätigen. Es gibt Kinder, die tanzen gehen, das Naturwissenschaftlich-Technische Kinder- und Jugendzentrum (Natz) hat Angebote, das Bürgerbündnis selbst betreut ein Spielzimmer im Heim und unterstützt die Bewohner bei Schulhausaufgaben. „Wir sind schon auf einem ganz guten Stand“, sagt Grit Maroske. Gut ein Drittel der etwas mehr als hundert Bewohner in der Dillinger Straße sind Kinder. Solche Projekte sind der Versuch, ihnen das Leben ein bisschen schöner zu machen. „Es ist gut für sie, herauszukommen“, sagt Grit Maroske.
Eltern sind herzlich eingeladen zur offenen Spielgruppe. Sie findet dreimal wöchentlich im Asylbewerberheim statt. Unterstützung sucht das Bürgerbündnis insbesondere für Alleinerziehende im Haus. Denkbar wären zum Beispiel Familienpatenschaften. Für sie wären Ausflüge mit den Kindern zum Spielplatz oder in den Zoo eine große Entlastung.

Nach dem Willkommenskaffee im Winter haben sich auch Kontakte zu den Fußballern des FC Lausitz ergeben. Einige Männer trainieren seit Ende Februar mit der Altliga-Truppe mit. Zum Teil bringen sie ihre Kinder mit. FCL-Geschäftsführer Bernd Ziemann sagt, das dadurch auch Vorurteile bei Deutschen abgebaut werden können. Beide Seiten sind sehr neugierig: „Das Gespräch danach halten sie noch für viel wichtiger als das Fußball-Spiel.“
In den Wettkampfbetrieb soll es für die Kicker nicht gehen. Und auch bei den Karateka ist das unwahrscheinlich. Zu schwierig gestalten sich die rechtlichen Probleme. Für die Mädchen und Jungen mit den gelben Gürteln steht das auch nicht im Vordergrund. Sie sind konzentriert dabei. Zwischen ihnen und den anderen Kindern ist keine Distanz spürbar. Der 14-jährige Aras, der aus Syrien kommt, ist einer, der sogar die Anderen betreut. Mario Adolphs hat den Kindern eine DVD mit Übungen gegeben. „Damit üben wir zu Hause“, sagt Aras.

Das hiesige Bürgerbündnis hat eine Internetseite als Kontaktmöglichkeit: www.hoyerswerda-hilft-mit-herz.de



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 1 und 5.