Schrauben, flicken, ölen …


von Tageblatt-Redaktion

Nino Schwanke repariert alle Fahrräder.
Nino Schwanke repariert alle Fahrräder.

Von Rainer Könen

Guten Morgen, mein Rücklicht ist kaputt, können Sie sich das mal anschauen“, schaut eine ältere Dame Nino Schwanke an – und meint natürlich das Rücklicht an ihrem Fahrrad.. „Na klar, mach ich doch“, und schon ist er aus seinem Laden. Schaut sich das Gefährt an. Kurz darauf kommt er wieder zurück. Die Rentnerin ist zufrieden, verlässt seinen Laden mit einem intakten Rücklicht am Fahrrad. Mit den Worten „ich habe einen Platten“ betritt ein Endfünfziger mit seinem lädierten Zweirad Schwankes Laden. Ein fachmännischer kurzer Check seitens des Wittichenauers. „Hast dir wohl ’nen Nagel reingefahren“, meint er. Das Rad könne der Besitzer am Nachmittag wieder abholen.

Über einen Mangel an Arbeit kann sich der 29-jährige Nino Schwanke in diesen Tagen nun wirklich nicht beklagen. Wenn „die Sonne aufgeht, geht es richtig los“, erzählt er. Denn Frühjahrszeit ist Radfahrzeit. Zu den hartgesottenen Allwetterradlern gesellen sich nun wieder die Saisonradler. Da werden die Zweiräder nach der Winterpause wieder aus dem Keller oder der Garage ans Tageslicht geholt. Meist mit platten Reifen und verstaubten Rahmen, mit rostiger Kette, einer nicht mehr intakten Gangschaltung. So führt die erste Tour des Jahres viele erst einmal zur nächsten Fahrradwerkstatt, wo in jedem Frühjahr Hochsaison ist. Wie ist da ein Fahrradladen wie der von Nino Schwanke auf den Ansturm der Freizeitradler eingestellt?

Wenn sich der Februar zu Ende neigt, weiß Schwanke, dass er in den nächsten Monaten sehr lange Arbeitstage haben wird, er sein Geschäft nie vor zehn Uhr abends verlassen kann. Denn Schwanke ist Geschäftsinhaber und Fahrradmechaniker in einer Person. Heißt: Während der offiziellen Öffnungszeiten von 9 bis 18 Uhr führt er Verkaufsgespräche, berät Kunden, nimmt Aufträge entgegen, steht zwischendurch in der Werkstatt. Auch nach Feierabend schraubt, fettet, ölt, flickt der gelernte Einzelhandelskaufmann. Das ist die Zeit, wo er meist Ruhe hat, um alle Reparaturen vorzunehmen.

Er lasse „niemanden im Regen stehen“, betont Nino Schwanke. Denn das Charakteristikum einer jeden Panne ist nun mal, dass sie immer ungelegen kommt. Also hilft er auch nach Feierabend. „Für mich ist das eine ganz klare Selbstverständlichkeit“, meint er, der vor etlichen Jahren sein Hobby zum Beruf gemacht hat. Früher war der gebürtige Kamenzer ein leidenschaftlicher Rennradfahrer. „Da sind im Jahr schon mal 15 000 Kilometer zusammengekommen. Aber diese aktive Zeit ist vorbei.“ Vor zehn Jahren eröffneten er und sein Geschäftspartner Mario Schlenkrich einen Radladen in Wittichenau. Als jedoch sein Kompagnon vor sechs Jahren überraschend verstarb, stand für Schwanke fest, dass er „auf jeden Fall weitermache“.

Seit fünf Jahren leitet er den Radladen alleine. Urlaub? „Der ist höchsten im Januar drin“, so Schwanke. Ansonsten stehe er immer im Geschäft. Seine Kunden kommen mittlerweile nicht nur aus Wittichenau und Umgebung, sondern auch aus dem Dresdner Raum.
Er behandle alle Räder wie sein eigenes, sagt Schwanke und man glaubt es ihm, wenn man ihm zuschaut. Allerdings meint er auch, dass man das bei einem Fahrradmechaniker voraussetzen sollte. Rund 60 Quadratmeter ist der Laden groß oder, je nach Sichtweise, klein. Da kann es schon mal eng werden, wenn mehrere Kunden binnen kurzer Zeit vorbeischauen.

Bis in den Frühsommer wird sich die zeit von Nino Schwankes lange Arbeitstage hinziehen. Für ihn kein Problem, denn: „Mir macht mein Job Spaß und ich helfe den Leuten gerne.“ Er weiß doch auch, wie das ist, wenn man sich auf einen Wochenendausflug mit dem Rad freut und dann die Schaltung nicht mehr will. Oder wenn man es eilig hat und den Bordstein übersieht, all das kann einem die Tour und die Freude am Radfahren vermasseln. Sicher, er könne sich in solchen Situationen natürlich selbst helfen, aber andere seien dann auf jemanden wie ihn angewiesen.

Es wird bei ihm niemand weggeschickt, der eine Panne habe. Er erzählt von dem Berliner, der an einem Sommerabend in Wittichenau verzweifelt nach einem Radgeschäft suchte. Schwanke hatte den Mann schon von Weitem sein Rad schieben sehen, ihn herbeigewunken und ihm die Reifen repariert. Der Lohn: Der Berliner habe ihn auf seiner Facebook-Seite lobend erwähnt. Dauern die Reparaturen länger, gibt es auf Wunsch von ihm auch ein Leihrad. Der Einmannbetrieb Schwanke ist ein Fahrradladen, in dem der Inhaber, ganz gleich zu welcher Zeit man kommt, immer an etwas herumschraubt. Ratschläge gibt es für die Kundschaft ebenfalls. Etwa, dass man sich aufsteckbare Autoventile für den Luftnachschub an jeder Tankstelle holen kann oder dass einfache, in den Reifen gelegte Kunststoffbänder den Schlauch vor Scherben und Nägeln schützen. Und natürlich hat Nino Schwanke auch Tipps für ausgefallene und schöne Radtouren durch die Lausitz parat.



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