Spielmannszug freut sich auf neue Musiker


von Tageblatt-Redaktion

Der Jugendspielmannszug Tätzschwitz übt jeden Samstag im Feuerwehrgerätehaus. Morgen findet eine offene Probe statt. Wer möchte, kann Flöte, Trommeln oder Lyra ausprobieren.
Der Jugendspielmannszug Tätzschwitz übt jeden Samstag im Feuerwehrgerätehaus. Morgen findet eine offene Probe statt. Wer möchte, kann Flöte, Trommeln oder Lyra ausprobieren.

Von Anja Wallner

Jeden Samstagmittag werden im Tätzschwitzer Feuerwehrgerätehaus blank geputzte Instrumente und dicke Ordner mit Notenblättern ausgepackt. Es ist Probenzeit beim Jugendspielmannszug Tätzschwitz, der an die Ortsfeuerwehr angeschlossen ist. Trommeln und Flöten werden in Position gebracht. Auch die Lyra, eine Art Glockenspiel der Marschkapellen, gehört dazu. Marcel Siegel, Leiter der Musikergruppe, gibt das Kommando – und dann wird es laut. Nein, liebliche, zarte Töne sind bei Spielmannszügen nicht angesagt. Es geht zackig und mitreißend zu. Zum Warmmachen ertönt unter anderem der wohlbekannte Schlager „Blau blüht der Enzian“. Wer in dem an sich nicht kleinen Raum steht, merkt die Musik sofort im Bauch.
Auch am morgigen Samstag werden die Tätzschwitzer wieder proben. Gleichzeitig findet eine offene Übungsstunde, eine Art Tag der offenen Tür beim Spielmannszug statt. Von 13 bis 15 Uhr kann morgen jeder, der mag, im Feuerwehrdepot Instrumente ausprobieren, mit den Musikern ins Gespräch kommen oder einen Kaffee trinken. Grundsätzlich sind zwar alle Übungsstunden offen für alle zum Schauen und Probieren, aber mit der expliziten Einladung für Samstag erhoffen sich die Musiker natürlich den einen oder anderen Neuzugang. 23 Mitglieder im Alter zwischen acht und Mitte 40 hat der Verein, darunter viele Kinder. „Ein Spielmannszug lebt von der Masse“, erklärt Marcel Siegel. „23 klingt viel, aber für einen Spielmannszug ist das die untere Grenze.“ Gern können auch „ältere Semester“ mit einsteigen, grundsätzlich will man aber jedes Alter ansprechen.
Besondere musikalische Vorkenntnisse müssen die Interessenten nicht haben. Die Übungsleiter in der Musikergruppe bilden den „Nachwuchs“ aus. Motiviert sollte man aber schon sein. Je nach Übungseifer ist so ein Neuankömmling etwa nach einem halben Jahr „reif“ für den ersten Auftritt. Sandrina Abelt spricht auch das Gemeinschaftserlebnis innerhalb der Musikergruppe an, das Familiäre und das Miteinanderreden. Ausflüge und geselliges Beisammensein und Weihnachtsfeiern gehören ebenfalls dazu. „Es ist einfach ein schönes Hobby“, fasst Marcel Siegel zusammen. Und eines, das in Tätzschwitz nicht nur Ortsansässige ausüben können. Die Mitglieder kommen auch aus Klein Partwitz, Koschen oder Laubusch.
Die Instrumente der Mitspieler stellt der Verein. Die Ausgaben dafür bestreitet der Spielmannszug von Auftrittsgagen und Sponsorengeldern. Auch Gemeinde und Feuerwehr unterstützen die Musiker, letztere stellt beispielsweise die Räume zum Proben und zum Lagern der Instrumente zur Verfügung.
Wie bei Spielmannszügen üblich, tragen auch die Tätzschwitzer bei Auftritten einheitlich „Uniform“-Jacken. Ansonsten ist die Kleiderordnung nicht streng. T-Shirt und Jeans gehen auch in Ordnung. Nicht umsonst heißt der Klangkörper „Jugendspielmannszug“, und das will man rüberbringen. Auch durch das Repertoire. Klar haben die Elsterheider auch die klassischen Märsche in petto, die man in der Regel mit Spielmannszügen verbindet. „Der Trend geht allgemein aber hin zu modernen Sachen“, sagt Marcel Siegel. „Tage wie diese“ von den Toten Hosen gehört zum Programm, aber auch „La Cucaracha“, „Go West“ oder „Sister Act“. Weihnachtslieder spielen die zwölf Mädchen und elf Jungs auch. Derzeit arbeiten sie an einem ABBA-Medley. „Es dauert schon, moderne Sachsen einzustudieren“, so die Erfahrung von Grit Knobus. Die Märsche können sie „im Schlaf“, aber neuere Sachen müssen sich die Übungsleiter selbst erst erarbeiten, bevor sie sie den Musiker vermitteln. „Wenn man da manche Noten sieht, erschrickt man zuerst.“ Grundsätzlich, sagt der Leiter des Spielmannszuges nicht ohne Stolz, habe man musikalisch ein hohes Niveau erreicht.
Der Jugendspielmannszug gestaltet übers Jahr mehrere Festivitäten im Dorf mit, so begleitet er beispielsweise den Fackelumzug zum Hexenbrennen, das Maibaumwerfen und den Weihnachtsmarkt musikalisch. Dazu kommen gebuchte Auftritte bei Festen in der Region, wie etwa das Musikfest 2014 in Lauta. Auch zum Tag der Sachsen waren die Tätzschwitzer schon zu hören. Bis Sebnitz und Reichenbach sind sie zu Auftritten bereits gefahren, jedoch stellen weiter entfernte Spielorte die Musiker vor logistische Schwierigkeiten. 2015 ist schon ein Auftritt in Bluno gesetzt, zum Feuerwehrjubiläum im Sommer. Zu DDR-Zeiten habe der Spielmannszug auch hin und wieder bei entsprechenden Musikwettbewerben teilgenommen. Im „Wettbewerb“ mit anderen Spielmannszügen der Region sehen sich die Tätzschwitzer nicht. „Wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis“, sagt Marcel Siegel. Manchmal spielt man auf Festen auch zusammen oder „leiht“ sich bei Bedarf sogar gegenseitig mal einen Musiker aus.



Zurück

Einen Kommentar schreiben

Es werden nur jene Kommentare veröffentlicht, die unter Angabe von Vor- und Familienname und einer gültigen E-Mail-Adresse (für Rückfragen) abgegeben wurden.

Bitte addieren Sie 9 und 1.