Welche Zukunft hat die Grünewald-Passage?


von Tageblatt-Redaktion

Eine neue Nutzung für die Grünewald-Passage in Hoyerswerda wird gesucht
Eine neue Nutzung für die Grünewald-Passage in Hoyerswerda wird gesucht

Von Mirko Kolodziej

Merklich geleert hat sich über die letzten Jahre die Hoyerswerdaer Grünewald-Passage. Weitgehend unbemerkt blieb dagegen, was sich hinter den Kulissen abspielte. Der einstige Bauherr und langjährige Betreiber zum Beispiel existiert nicht mehr. Nach 15 Jahren war Schluss. Mit Datum vom 24. Juni 2010 hatte die Berliner GFV Grund Fonds Verwaltungs GmbH ihre Tochter Rebus Beteiligungs GmbH & Co. Grünewald-Passage KG liquidiert. Die Eintragung am Amtsgericht Berlin-Charlottenburg erlosch. Die Firma war im Herbst 1995 mit dem Baubeginn für die Einkaufspassage am Rande des Hoyerswerdaer Wohnkomplexes X gegründet worden. Im letzten Geschäftsjahr 2008 lief ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 700 000 Euro auf. Neuer Eigentümer ist seit dem Abgang von Rebus die Tübinger Immobilien-Fonds-Gesellschaft Fairvesta. Sie hat sich nun mit dem Leerstand herumzuschlagen, der für sie wohl ein ziemliches Problem sein dürfte. Denn das Geschäftsmodell von Fairvesta erklärt die Firma selbst so: „Fairvesta nutzt Sondersituationen, wie zum Beispiel Bankenverwertungen, Erbauseinandersetzungen oder Zwangsversteigerungen, um Immobilien besonders günstig zu erwerben und wieder zum Marktwert mit Gewinn zu verkaufen.“ Das ist mit der jetzigen Situation der Grünewald-Passage sicherlich keine ganz einfache Angelegenheit.

Einziger sicherer Ankerpunkt scheint das Restaurant „Athos“ zu sein, das nach allgemeiner Sicht der Dinge offensichtlich gut läuft. Es gibt zudem noch einen Zahnarzt, und eine Bildungsfirma ist ebenso eingemietet wie eine Naturheilpraxis und ein Versicherungsbüro. Doch die 24 Geschäfte in der Passage sind ohne Leben. Der Zeitungs- und Tabakladen sowie das Reisebüro sind genauso geschlossen wie der Textilhandel oder das Spielzeuggeschäft. Aldi zog 2013 aus und hinterließ 1 500 Quadratmeter Leere, gut ein Drittel der gesamten Handelsfläche. Als letzter klassischer Einzelhändler strich schließlich der Reno-Schuhmarkt im März dieses Jahres die Segel.

Fairvesta will es nun mit einem Ruck versuchen. In Tübingen ist man sich bewusst, dass es auf die althergebrachte Art am Grünewaldring nicht mehr gehen wird. So sagt das Wolfgang Viereg, der bei Fairvesta das Vermietungsmanagement leitet. Man habe besonders nach dem Auszug von Aldi jede Menge Versuche angestellt, die Ladenflächen anderweitig wieder zu füllen, allein: „Es beißt keiner an.“ Trotzdem glaubt man bei Fairvesta an Möglichkeiten zur Attraktivierung. „Wir sind auch gewillt, Geld in die Hand zu nehmen“, erklärt Wolfgang Viereg. Worum es genau geht, kann er allerdings noch nicht sagen, weil es nämlich noch nicht feststeht. Es gibt in Tübingen wohl einige Überlegungen dazu, auf welche Art eine Neuausrichtung möglich wäre. Der Manager lässt immerhin wissen, man sei auf der Suche nach Partnern.

Das klassische Konzept Einkaufszentrum, so viel ist sicher, hat wohl ausgedient. Schließlich sind die Zeiten, zu denen im WK X noch mehr als 3 500 Menschen zu Hause waren, längst Geschichte. Jene noch knapp 200 Bewohner, die von der städtischen Statistik-Abteilung heute ausgewiesen werden, leben zum Großteil in den Heimen für Behinderte beziehungsweise für Senioren. Und auch die zuletzt 350 Leute am Grünewaldring halten ein übliches Center nicht am Leben. Eines steht also fest: Fairvesta hat schwere Arbeit vor sich.

 



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